Frankfurt (pd) Seit geraumer Zeit bietet das Krankenhaus Nordwest in Frankfurt ein Patienten-Forum an, auf dem Chefärzte Fragen von Patenten beantworten. Kürzlich ging es um die Frage: „Operationen ohne Fremdbluttransfusion – Ist das möglich?“ Ca. 200 Personen folgten der Einladung zu diesem Seminar, zu denen auch mehrere Teilnehmer aus Mömbris und Umgebung gehörten.
Professor Dr. med. Oliver Habler – Chefarzt für Anästesiologie, Operative Intensivmedizin und Schmerztherapie - ging in gewohnt verständlicher Weise auf die Problematik von Bluttransfusionen ein. Hierbei ging es auch um Zeugen Jehovas, die ja bekanntlich aus biblischen, ethischen und medizinischen Gründen Vollbluttransfusionen ablehnen. Viele Zeugen Jehovas sind allerdings mit der Verabreichung von Blutfraktionen einverstanden. Dieses beruht auf einer persönlichen Gewissensentscheidung. Zunächst wurde in einem Referat das Blut als Transport-Medium behandelt. Der menschliche Körper bestehe u.a. aus 25 Milliarden Roten Blutkörperchen oder Erythrozyten. Das Risiko der Verwechslung einer Blutspende sei nach wie vor 1:1.100. Auch das Risiko von Infektionen sei nach wie vor sehr hoch, wie zum Beispiel ein Transfusions-Assoziiertes Lungenversagen. Dieses liege bei 1:5.000 und stelle die häufigste Todesursache von 11 bis 45 Prozent der betroffenen Patienten dar.
Professor Habler führte weiter aus, dass ein großzügiger Umgang mit Bluttrans-fusionen den Krankheitsverlauf wesentlich verschlechtere. Auch die hohen Sekun-därkosten seien zu einem großen Problem geworden. Die hohen Folgekosten hätten zu einer ernsthaften Bedrohung des gesamten Gesundheitssystems geführt. Außer in Extremfällen würden daher in deutschen Kliniken keine Basistransfusionen mehr durchgeführt. Außerdem wies der Chefarzt darauf hin, dass sich ein Arzt, der dem Patienten eine Transfusion gegen seinen Willen gäbe, sich juristischer, ethischer und religiöser Fehler schuldig mache. Er wies auch auf sorgfältigere Behandlungsmetho-den bei Operationen hin, wie zum Beispiel die Kreislauf-Unterstützung, Muskel-Erschlaffung und Sauerstoffreduzierung hin, die den Transfusionsbedarf verringern würde.
Professor Habler zeigte sich erfreut über die gute Zusammenarbeit des Regionalen Krankenhaus-Verbindungs - Komitees der Zeugen Jehovas (KVK) mit den Ärzten des Nordwest-Krankenhauses. Das KVK spiele auch eine wichtige Rolle bei Aufklärungsgesprächen mit Patienten, die Zeugen Jehovas sind. Außerdem lobte der Chefarzt die anwesenden Zeugen Jehovas mit den Worten: „Wir Ärzte und Forscher haben von Ihnen sehr viel gelernt. Beispielsweise, wie der menschliche Organismus eine vorübergehende Anämie toleriert.“
Hierzu Hans-Joachim Schalies -Regionaler Beauftragter für Nachrichten -: „Das Seminar hat mir wieder bestätigt. wie vernünftig das biblische Gebot ist, sich des Blutes zu enthalten. Auch deshalb, weil es heute praktikable Alternativen zu Bluttransfusionen gibt.“
Professor Habler schloß das Seminar mit den Worten: „Jehovas Zeugen machen kein Kamikaze. Sie haben das gleiche Ziel wie der Arzt; nämlich zu überleben.“
|